James Turrell „The Substance of light“ – Der Architekt des Lichts in Baden-Baden

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Wohl kaum ein zeitgenössischer Künstler weiß Licht so in Szene zu setzten wie der Amerikaner James Turrell. Der Mann, Jahrgang 1943, begeisterte sich früh für das Fliegen. Nicht verwunderlich also, dass er bereits mit 15 Jahren seine Pilotenlizenz erwarb. Den Himmel bezeichnet er als sein Atelier und dieser ist mit Sicherheit auch eine seiner großen Inspirationsquellen. Turrell nutzt für seine Arbeiten unterschiedliche Techniken, die dem immateriellen Licht spektakulär Gestalt und Raum verleihen. Konzeptionelles Denken, Wissenschaft und Spiritualität verschmelzen zu einer einzigartigen Kunstform. Wie kaum ein anderer bewegt er die Menschen mit seinen magischen Lichtinstallationen.

Turrell betont stets, dass seine Kunst am besten als „Perceptual Art“, also als „Kunst der Wahrnehmung“ zu bezeichnen sei. In großformatigen, atmosphärischen Installationen wird Licht scheinbar materialisiert und der Besucher dabei in Grenzbereiche der eigenen Wahrnehmung geführt. Dieses Erlebnis wird gleich zu Beginn der Ausstellung beim Betreten des Lichtraums „Apani“ (Impressionen siehe oben und unten) deutlich. Die bereits auf der Biennale 2011 in Venedig gezeigte Installation lässt den Besucher einen riesigen Raum betreten, in dem sich jegliche räumliche Kontur vermeintlich ganz in Licht und Farbe auflöst, was ein Paradoxon verursacht, denn die Aufmerksamkeit des Betrachters wendet sich nach innen – sozusagen in eine Meditation des Lichts. Das vereint die spirituelle und die flüchtige physische Welt zu einem für den Betrachter wundervollen und verzauberndem Erlebnis. Im Inneren hat man das Gefühl, dass Zeit und Raum sich auflösen, man gibt sich ganz dem Erleben der lichtdurchdrungenen Farbwelt und Stille hin.

Seine Arbeiten muss man sehen und spüren, gerade bei Werken wie „Apani“, was meiner Meinung nach alles in den Schatten stellt, der Besucher verschmilzt mit dem Raum, wird Teil des Ganzen. Vieles von Turrells Arbeit hat mit Isolation zu tun. Und wie kaum einem anderem gelingt es ihm, diese mit Licht und Farben zu füllen und einem Wohlgefühl, das den Betrachter schließlich einfängt.

Noch bis zum 28. Oktober 2018 zeigt das Museum Frieder Burda unter dem Titel „The Substance of light“ eine von James Turrell mit kuratierte Werkschau, die fünf Jahrzehnte seines Schaffens umspannt. Wie nahe diese Jahre und seine Kunst beieinanderliegen, zeigen die ersten beiden Bilder oben. Links sein schwebendes Projektionsobjekt „Raethro Green“, von 1968 und, das 50 Jahre später entstandene Werk „Accretion Desk“, 2018, das nun zur ständigen Sammlung des Museums gehört und mit seinen Farbwechseln (Impressionen unten) beeindruckt.

Turrells Nähe zur Malerei zeigt sich in einer seiner Wedgework-Installationen (siehe unten links, neben den Werken von Gerhard Richter): Zu sehen sind Projektionen, die Wände und Barrieren aus farbigem Licht entstehen lassen. Diese suggerieren räumliche Tiefe und erinnern durch die entstandenen Flächen an monochrome Farbfeldmalerei.
Außer den wunderbaren Lichtinstallationen werden auch Zeichnungen und Fotos sowie Modelle seines Lebensprojekts, dem Roden Crater in Arizona, USA, vorgestellt. Und wie immer bei den Ausstellungen im Museum Frieder Burda wird dem gezeigten Werk im Mezzanin ein korrespondierender Künstler gegenübergestellt. In diesem Fall kein Geringerer als der deutsche Maler Gerhard Richter:

Fast 75000 begeisterte Besucher haben die Ausstellung bereits gesehen und erlebt. Eine Zahl, die für sich spricht. Wer also bis 28. Oktober in der Nähe weilt, unbedingt einen Abstecher nach Baden-Baden machen und in Turrells wunderbare Lichtwelten abtauchen.

Museum Frieder Burda
Lichterthaler Allee 8b
76530 Baden-Baden

ÖFFNUNGSZEITEN

Di-So, 10-18 Uhr, feiertags (auch Mo) geöffnet 
24.12. und 31.12. geschlossen

Öffentliche Führungen: Samstags, Sonntags und an Feiertagen 11 und 15 Uhr

English Summery:

The Museum Frieder Burda in Baden-Baden, Germany, is hosting an excellent exhibition, curated with James Turrell himself up until October, 28th 2018. Called „The Substance of light“, the exhibition shows Turrells work of five decades. The first two pictures („Raethro Green“, 1968, left, and „Accretion Desk“, 2018, right) are showing that age – especially in Art – is truly nothing but a number. These installations are 50 years apart from each other and both timeless. One of the big installations is „Ganzfeld Apani“, which was also exhibited at Venice Biennale in 2011. Visitors can experience a one of a kind meditation in Color and Silence. It’s awesome to stand inside and the longer you let yourself go, barriers disappear and there is only light. Magic.

Besides sketches, photographs and Holograms, visitors find an introduction to Turrells live project: The Roden Crater in Arizona, USA. And as always at the Museum at Mezzanine a corresponding Artist is displayed. In this case German Artist Gerhard Richter. Due to my opinion the perfekt choice. So if you’re happen to be around South Germany, stop by and enjoy the magical light installations of James Turrell and get carried away.

Further information, also in English are here: Museum Frieder Burda