Die Seerosen – Claude Monets Vermächtnis

Wer schon einmal in Paris war und die Orangerie in den Tuillerien besucht hat, kommt nicht umhin, Claude Monets Vermächtnis an den französischen Staat zu bewundern: In zwei großen, ovalen Sälen befinden sich übergroße Werke seiner berühmten Seerosenbilder. Es ist ein fast meditatives Erlebnis dort einzutauchen und, falls man gerade einmal so gut wie alleine in einem der Räume ist, dann kann man tatsächlich in der Schönheit der Werke versinken. Monet soll über 300 seiner zauberhaften Seerosenbilder gemalt haben. Für mich gehört ein Besuch in der Orangerie zum Must see eines jeden Paris-Aufenthaltes. Vor einiger Zeit fiel mir im ersten der beiden Säle etwas Besonderes auf. Irgendwie erschien es mir, als ob Monet im hinteren Drittel des Bildes auf der linken Seite ein Gesicht/Porträt versteckt hat (siehe Foto). Ich frage mich, ob es sich vielleicht um das Konterfei von Georges Clemenceau handelt?

Der Beitrag basierte auf einer Dokumentation, die am 12.11.2018, auf Arte zu sehen war. Darin wird u.a. erklärt, wie es zu dieser Schenkung kam. Außerdem beleuchtet es die lebenslange und tiefe Freundschaft zwischen dem Staatsmann Georges Clemenceau und dem Impressionisten Claude Monet.

Frauen in der Kunst

8. März – Weltfrauentag!

Ein willkommener Grund für mich, den Künstlerinnen, deren Werke mich in den vergangenen Jahren berührt haben, einen Beitrag zu widmen. Redet man von der großen Kunst, dann fallen einem sofort Namen wie Picasso, Gauguin, Monet, Matisse, Gerhard Richter oder Jeff Koons ein. Doch wo sind die Frauen in der Kunst? Sind sie auch so präsent wie die Männer? Leider nein. Ausstellungen sind eher selten und so pilgere ich, wenn möglich, in freudiger Erwartung dorthin, wo sie stattfinden, wie z.B. die großartige Schau der deutschen Malerin Katharina Grosse im Sommer 2016, im Museum Frieder Burda, Baden-Baden, die große Georgia O’Keeffe-Ausstellung in 2016 in der Tate Modern, London oder aktuell, die wunderbar kuratierte Paula Modersohn-Becker Ausstellung in Hamburg, im Bucerius Kunst Forum, um nur drei zu nennen.

Eine Frau war es auch, die mich vor einigen Jahren wieder auf den Pfad der Kunst brachte: die herrlich schräge amerikanische Kunstmäzenin Peggy Guggenheim (1898-1979). Durch sie und ihre atemberaubende Autobiografie (kann ich nur empfehlen) tauchte ich wieder in die Welt der Kunst ein und allem, was damit verbunden ist.

Malerinnen beeindruckten schon im 16. Jahrhundert mit ihrem Können. Zu den bekanntesten zählen die italienische Renaissancemalerin Sofonisba Anguissola (1532-1625) sowie die ebenfalls aus Italien stammende Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1593-1653). Sie gehörten zu den Besten ihrer Zeit. Nur zwei Jahrhunderte später setzte die Französin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842) mit ihren hinreißenden Porträts Zeichen. Selbst Marie-Antoinette ließ sich von ihr malen. Vigée-Lebrun hat ein umfassendes Oeuvre hinterlassen, das in zahlreichen Museen und Ausstellungen zu finden ist. Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzten sich bei den Impressionisten zwei herausragende Frauen, deren Werk ich sehr schätze durch: die französische Malerin Berthe Morisot (1841-1895) und die US-amerikanische Malerin und Graphikerin Mary Cassatt (1844-1926). In Deutschland erlangten die expressionistischen Malerinnen Gabriele Münter (1877-1962), langjährige Lebensgefährtin von Wassily Kandinsky und die aus Russland stammende Marianne von Werefkin (1860-1938), Lebensgefährtin von Alexej von Jawlensky mit ihren prachtvollen Farben und Motiven Bekanntheit. Die Liste lässt sich – zum Glück – endlos weiterführen, ich nenne im Anschluss nur die, die mich am meisten berührt haben.

Danke an all die wunderbaren Künstlerinnen (auch jene, die nicht hier genannt sind):

Berthe Morisot (1841-1895), französische Malerin
Mary Cassatt (1844-1926), US-amerikanische Malerin und Graphikerin
Marianne von Werefkin (1860-1938), rusischen Malerin
Camille Claudel (1864-1943), französische Künstlerin
Suzanne Valadon (1865-1938), französische Malerin
Paula Modersohn-Becker (1876-1907), Deutsche Malerin
Gabriele Münter (1877-1962), deutsche Malerin
Marie Laurencin (1883-1956), französische Malerin
Sonia Delaunay-Terk (1885-1979), russisch-französische Malerin und Designerin
Anita Rée (1885-1933), deutsche Malerin
Georgia O’Keeffe (1887-1986), amerikanische Malerin
Sophie Teuber-Arp (1889-1943), deutsche Künstlerin
Frida Kahlo (1907-1954), mexikanische Malerin
Dora Maar (1907-1997), französische Fotografin und Malerin
Dorothea Tanning (1910-2012), amerikanische Malerin und Bildhauerin
Louis Bourgois (1911-2010), französisch-amerikanische Bildhauerin
Leonora Carrington (1917-2011), britisch-mexikanische Künstlerin
Sonia Sekula (1918-1963), Schweizer Malerin
Maria Lasnig (1919-2014), österreichische Künstlerin
Joan Mitchell (1925-1992), amerikanische Malerin
Yayoi Kusama (Jahrgang 1929), japanische Künstlerin
Nikki de Saint Phalle (1930-2002), französische Künstlerin
Annette Messager (Jahrgang 1943), französische Künstlerin
Marina Abramović (Jahrgang 1946), serbische Performance Künstlerin
Marlene Dumas (Jahrgang 1953), südafrikanische Künstlerin
Katharina Grosse (Jahrgang 1961), deutsche Künstlerin
Haegue Young (Jahrgang 1971), koreanische Künstlerin
Alicja Kwade (Jahrgang 1979), deutsche Künstlerin

Großartige Doku über Vincent van Gogh, auf Arte!

Wahn, Wut oder Wollust? Das Ohr von Vincent van Gogh

Vincent van Gogh, geboren am 30. März 1853 in Groot-Zundert, Niederlande, war einer der größten Künstler überhaupt. Getrieben und auf der Suche nach sich selbst, machte er seinen Weg, der schließlich mit nur 37 Jahren, am 29. Juli 1890, in Auvers-sur-Oise, in Frankreich endete. Innerlich zerrissen und immer wieder von seinen Dämonen geplagt schuf er ein großartiges Oeuvre, das heute in namhaften Museen weltweit zu bewundern ist und dessen Gemälde bei Auktionen und Sammlern in Millionenhöhe gehandelt werden.

Doch was führte den hochintelligenten Maler knapp zwei Jahre vor seinem Tod wirklich dazu, nach Arles in die Provence zu ziehen? Bekannt ist, dass er eine Künstlerkolonie gründen wollte. Der erste und einzige Versuch mit seinem Malerfreund Paul Gauguin scheiterte kläglich. Gauguin verließ im Dezember 1888 in einem Streit das kleine gelbe Haus in Arles – und Vincent van Gogh; in jener Nacht, in der es zu dem folgenschweren Zwischenfall kam und in der sich der verzweifelte Maler das rechte Ohr „abschnitt“.

Doch wie kam es dazu und warum brachte er einen Teil seines Ohrs einem Mädchen in einem Bordell? Auf Arte gibt es dazu heute Abend, um 20.15 Uhr, eine spannende Zeitreise, welche die van Gogh Expertin Bernadette Murphy bei der Spurensuche dessen, was damals geschah, begleitet. Ein Zünglein an der Waage war unter anderem der französische Arzt Dr. Felix Rey, dessen Porträt aktuell in einer fantastischen Ausstellung über die Ikonen der Modernen Kunst in der Fondation Louis Vuitton in Paris zu sehen ist.

Seit mehr als einem Jahrhundert streiten Experten darüber, was tatsächlich in der Nacht des 23. Dezember 1888 in Arles geschah, als sich der Künstler in einem Akt der Verzweiflung das rechte Ohr mit einem Rasiermesser abschnitt und es anschließend einem Mädchen in einem Bordell brachte. Was verrät diese Selbstverstümmelung über van Goghs psychische Verfassung? Und, schnitt er sich wirklich das ganze Ohr ab? Wer war die geheimnisvolle Prostituierte, die das Ohr offenbar entgegengenommen hatte?
Nach dem Vorfall versuchten einige, die Angelegenheit zu vertuschen: Van Goghs eigene Familie beispielsweise zerstörte kompromittierende Dokumente.

In akribischer Recherchearbeit trug die britische Autorin Bernadette Murphy, die in der Provence lebt, fünf Jahre lang die Puzzleteilchen zusammen, die van Goghs Leben in Arles in den Jahren 1888 und 1889 rekonstruieren. In minuziösen Nachforschungen förderte sie eine ganze Kette von Beweisen zutage, aus denen hervorgeht, was in jener Nacht geschah und wer alles mit diesen Vorkommnissen in Zusammenhang steht. Der Dokumentarfilm beleuchtet van Goghs Aufenthalt in Arles in seinem berühmten gelben Haus, die Menschen, die dem Fremden feindlich oder wohlgesonnen gestimmt waren, seinen unbändigen Schaffensrausch und Paul Gauguins Besuch, der einen Wendepunkt in van Goghs Leben darstellte. Auf der Grundlage von Murphys Forschungen und anhand der Werke des Malers wird das Arles des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder lebendig.

Eine Dokumentation die ich wärmstens empfehlen kann. Ein spannender Kunstkrimi mit  überraschendem Ausgang.

„Meine Zeit mit Cézanne“ – im Kino

Diese Woche war ich mal wieder im Kino, um das Biopic „Meine Zeit mit Cézanne“ zu sehen. Cézanne gehört, wie die meisten Künstler jener Zeit zu meinen Favoriten. In der National Portrait Gallery in London hatte ich vor zwei Wochen u.a. auch die oben gezeigten Gemälde dieses großartigen Malers fotografiert. Kann den Besuch dort – wenn man in London ist – nur empfehlen. Der Eintritt ist übrigens frei! Doch zurück zu diesem wunderbaren Film, den ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann. Es geht darin um die besondere Freundschaft zwischen dem Maler Paul Cézanne (1839-1906) und dem Schriftsteller Émile Zola (1840-1902), die sich beide in Kindertagen kennenlernten und die sich im Laufe ihres Lebens mit ihren Passionen, dem Malen und dem Schreiben und sich selbst stark auseinandersetzen. Beide haben ihren Platz in der Kulturgeschichte gefunden und sind daraus nicht mehr wegzudenken. Ein kleiner Vorgeschmack zum Film, nebst Trailer, gibt es hier.

Und als Tipp: Ab dem 17. November kommt ein Biopic über den österreichischen Maler Egon Schiele ins Kino!