Picasso (1881 – 1973) auf Arte TV

Eigentlich weiß man gar nicht, was man über dieses Universalgenie der Kunst noch schreiben soll. Irgendwie scheint alles gesagt. Dennoch entdeckt man immer neue, winzige und mitunter unbekannte Facetten über den Maler und sein bewegtes Leben – ein Jahrhundertgenie, das ohne die Frauen auf seinem Weg bestimmt auch berühmt, aber nicht so berüchtigt wie allseits bekannt, geworden wäre. Anhand seiner unzähligen Frauenporträts lässt sich immer leicht nachvollziehen, in welcher Schaffensphase/Liaison Picasso sich gerade befand. Viele Museen weltweit zollen dem Künstler mit Ausstellungen anlässlich seines 50. Todesjahres Tribut. Unter anderem auch die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel (Schweiz). Der Kultursender Arte widmet dem Maler am Sonntag, 02. April 2023, einen ganzen Tag gefüllt mit Dokumentationen, Filmen und mehr. Perfekt, falls der April mit Regen aufwartet. Einige der Dokus kenne ich bereits und kann sie jedem Picasso Fan nur wärmstens ans Herz legen. In der Mediathek von Arte sind diese ebenfalls abrufbar. 

Anbei noch ein Buchtipp! Während einer meiner Museumsbesuche habe ich vor kurzem ein Buch entdeckt, das den Kunstgott und seine Frauen beleuchtet: „Göttinnen und Fußabstreifer – Die Frauen und Picassso“, von Rose-Maria Gropp. Es ist dieses Jahr im Piper Verlag erschienen und eröffnet neben den sehr unterhaltsam geschriebenen Kapiteln auch ein teils neues Bild der Frauen, mit denen der Künstler sein Leben verbrachte.

Picasso und die Frauen – kunsthalle messmer, Riegel – bis 12. Nov. 2017

Die kunsthalle messmer widmet sich in ihrer 25. Ausstellung einem der größten Künstler des 20. Jahrhunderts: Pablo Picasso. Über ihn als Mann mag man denken, was man will, aber als kreatives Genie hat er unumstritten Geschichte geschrieben. Schwerpunkt der Ausstellung sind die Frauen in seinem Leben. Nichts hat ihn so sehr beeinflusst und inspiriert wie das ewig Weibliche. Seine, ich nenne sie mal Gefährtinnen auf Zeit, fanden in unzähligen seiner Werke Ausdruck und zeigten ihren Einfluss auf ihn – und umgekehrt. Ob als Muse, Ehefrau oder Geliebte – jede wurde auf Leinwand gebannt oder fand als Skulptur ihren Platz in der Geschichte des Jahrhundertgenies. Einige von ihnen griffen auch selbst zum Zeichenstift und waren künstlerisch tätig. Davon sind bei Messmer einige Beispiele zu sehen.

Unter anderem Skizzen von seiner ersten langjährigen Gefährtin in Paris, Fernande Olivier, genannt „La Belle Fernande“. Beide lebten zusammen in jener Behausung im Bateau-Lavoir im Montmartre Viertel, wo neben Picasso auch andere weltberühmte Künstler wie Otto Freundlich, Kees van Dongen, Amedeo Modigliani und Juan Gris u. v. a. lebten. Olivier stand unter anderem Modell für alle Frauen des berühmten Gemäldes „Les Demoiselles d`Avignon“, entstanden 1907, das heute als Meilenstein in der Entwicklung des Kubismus und als Schlüsselwerk der Klassischen Moderne überhaupt gewertet wird. Es ist im Museum of Modern Art in New York zu bewundern.

Auch die farbenfrohen Gemälde der Malerin Françoise Gilot, Mutter seiner beiden jüngsten Kinder Paloma und Claude sind ausgestellt. Gilot war übrigens die einzige Frau, die Picasso jemals verlassen hatte. Nach zehn Jahren an der Seite des Egomanen und dem Ertragen seiner unzähligen Affären, gab sie ihm 1953 den Laufpass. Daniel-Henry Kahnweiler, Picassos Kunsthändler, hatte auch Françoise Gilot unter Vertrag, was Picasso aus Rache dazu veranlasste, Kahnweiler zu erpressen: Entweder er beendet den Vertrag mit Gilot oder Picasso beendet seine Zusammenarbeit mit Kahnweiler. Man ahnt, wozu sich der Kunsthändler entschieden hatte. Zum Glück hielt das Gilot nicht davon ab, weiterhin ihren Weg zu gehen und sich als Künstlerin zu etablieren. Heute lebt sie, inzwischen 95, in New York.

In jener Zeit, als Gilot ihn verließ, traf er in Vallauris, Südfrankreich, auf seine Muse Sylvette David, ein junges Mädchen, von dessen Anblick er sofort begeistert war und das ihn mit ihrem Stil und ihrer Schüchternheit in den Bann zog. Ihre Ponyfrisur mit dem sehr hoch angesetzten Pferdeschwanz inspirierte sogar Brigitte Bardot. Sylvette war wohl eine der wenigen Frauen, die nicht mit ihm intim waren und die ihm nur Modell saß. Picasso fertigte zahlreiche Porträts von ihr, die in einer wunderbaren Ausstellung im Jahr 2014 in der Kunsthalle Bremen zu bewundern waren. Der Einfluss Picassos bei Sylvette, die sich heute Lydia Corbett nennt, zeigt sich unverkennbar in ihren Bildern. Und zu meiner großen Freude konnte ich Sylvette David aus Anlass der Ausstellungseröffnung kennenlernen. Sie ist eine wunderbare, in sich ruhende und warmherzige Künstlerin, die heute in England lebt und erfolgreich als Malerin und Bildhauerin tätig ist.

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Eine wunderbare Begegnung – Sylvette David (r.) und ich ©starkandart.com

Die weiteren in der Ausstellung vorgestellten Frauen sind Eva Gouel, von 1911-15 seine große Liebe, die mit knapp 30 Jahren viel zu früh an TB verstarb. Diese Beziehung war auch Vorlage für einen wunderbaren Roman von Anne Girard „Madame Picasso“ (falls noch jemand Urlaubslektüre braucht). Dann natürlich seine erste Ehefrau, die russische Tänzerin Olga Khokhlova, Mitglied des Ballets Russes von Sergei Diaghilev. Aus dieser Ehe ging Sohn Paul hervor, allerdings hielt sie nur gute zehn Jahre, scheiden ließen sich die beiden allerdings nie und so waren sie bis zu Khokhlovas Tod im Jahr 1955 miteinander verheiratet.

Pablo Picasso, Gesicht (Marie Thérèse), Lithografie, 1928, Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Pablo Picasso, Gesicht (Marie Thérèse), Lithografie, 1928, Kunstmuseum Pablo Picasso Münster © starkandart.com

Der Trennungsgrund jener Ehe war die Beziehung zu Marie-Thérèse Walter, die er als blutjunges Mädchen in den Galeries Lafayette in Paris angesprochen hatte und die fortan seine heimliche Geliebte war. Mit der Heimlichkeit war es allerdings vorbei, als im Oktober 1935 die gemeinsame Tochter Maya geboren wurde. Marie-Thérèse und Picasso waren zeitlebens verbunden. Sie war die einzige Frau, die seine Haare und Zehennägel schneiden durfte. Ihre markanten Gesichtszüge sind in zahlreichen seiner Werke gut zu erkennen. Während er mit ihr liiert war, begann auch schon seine nächste Affäre mit der Fotografin und Malerin Dora Maar. Sie war es auch, die ihn mit der Kamera bei der Entstehung seines Monumentalgemäldes Guernica begleitete. Das neben „Les Demoiselles d’Avignon“ bekannteste Gemälde Picassos entstand 1937 als Reaktion auf den Luftangriff durch Italien und Deutschland auf die spanische Stadt Guernica. Es hängt heute im Museo Reina Sofia in Madrid.

Auch seine zweite und letzte Ehefrau, Jacqueline Roque, findet sich in der Ausstellung wieder. Sie war die letzten 20 Jahre, bis zu seinem Tod im April 1973 mit ihm zusammen. Wie bereits zuvor Marie-Thérèse Walter (1977), nahm sich auch Roque einige Jahre nach Picassos Tod im Jahr 1986 das Leben.

Ein weiteres und für mich sehr schönes Highlight sind die Skizzen, die Picasso von Angela Rosengart fertigte. Rosengarts Vater war Kunsthändler und mit dem Künstler gut befreundet. Und wer mal in Luzern, in der Schweiz ist, dem kann ich nur wärmstens einen Besuch in der Sammlung Rosengart ans Herz legen. Ich bekam Schnappatmung als ich die unzähligen Gemälde, Skizzen, Objekte und Fotografien, u. a. von David Douglas Duncan, dort gesehen habe. Von den wunderbaren Bildern Paul Klees, Joan Mirós, Marc Chagalls, Henri Matisse und vielen andern ganz zu schweigen.

Aber zuerst empfehle ich natürlich wärmstens den Besuch in der kunsthalle messmer bei „Picasso und den Frauen“, mit mehr als 120 Arbeiten aus bedeutenden Museen und Privatsammlungen. Sie vermittelt in einzigartiger Weise Einblicke über das künstlerische Schaffen des Malers und in die Werke der Frauen um das Jahrhundertgenie.

kunsthalle messmer
Grossherzog-Leopold-Platz 1
79359 Riegel am Kaiserstuhl
Tel.: +49 (0) 7642 920 162 0

Öffnungszeiten: Di. bis So., 10 – 18 Uhr

 

 

Art Basel 2017

Heute, okay, es ist nach Mitternacht, also gestern, war der erste Tag der 48. Art Basel. Schon seit Wochenbeginn gibt die Kunst in allen Ecken der Stadt den Ton an. Der alljährlich stattfindende Art Basel Parcours rund um den Münsterplatz, der sowohl drinnen als auch draussen ortsspezifische Objekte vorstellt, ist bereit und einige Museen, wie das wunderbare Kunstmuseum, hatten ausnahmsweise auch schon am Montag geöffnet – so dass man sich auch dort die Zeit vertreiben konnte.

Im Vergleich zum letzten Jahr zeigte sich nicht nur das Wetter von seiner allerbesten Seite, auch die ausgestellte Kunst machte auf mich den Eindruck von Fröhlichkeit und einer farbenfrohen Leichtigkeit. Egal, ob es sich um Werke etablierter Größen handelt oder ob es die Arbeiten neuer junger Talente waren. Einen ersten Eindruck gibt es hier!

Noch bis Sonntag zeigen 291 Galerien aus 35 Ländern und sechs Kontinenten, was Künstler und Kunst zu bieten haben – von Werken des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Einige weitere Highlights für mich waren heute diese Werke:

Das Wort ist wieder in Mode gekommen und wurde von einigen Künstlern wunderbar in Szene gesetzt. Ein tolles Ereignis war auch die Art Unlimited Halle. 76 großformatige Werke von Künstlern wie Otto Piene, Doug Aitken, Carl Andre, John Baldessari, Imi Knoebel, Jenny Holzer, Carlos Caraicoa und anderen zeigten Kunst zum Staunen, Träumen und Erleben – ob es der Lauf auf „rohen“ Eiern war, die Kochperformance im Pavillon von Subodh Gupta oder ein zauberhaftes begehbares Spiegelkabinett sowie inspirierende Videoinstallationen. Mehr zu meinen Impressionen von der Unlimited  Schau folgen diese Tage!

Updates und News erfahrt ihr direkt hier unter Art Basel 

„Entdecken durch Verhüllen“ – „Christo und Jeanne-Claude“ in der kunsthalle messmer in Riegel – bis 18. Juni 2017!

Große Kunst findet oft im Kleinen statt. Gekonnt vermittelt das seit Jahren Jürgen A. Messmer mit seiner idyllisch gelegenen kunsthalle messmer in einer alten Brauerei. Dabei hat er keine Scheu vor großen Namen und macht diese kunst- und kulturinteressierten Besuchern im südlichen Breisgau in Riegel am Kaiserstuhl, zugänglich. Ein Leckerbissen ganz besonderer Art ist derzeit die Ausstellung mit rund 100 Objekten, Zeichnungen und Collagen vom Meister der Verhüllung: Christo & Jeanne-Claude.

Der als Christo Wladimirow Jawaschew am 13. Juni 1935 in Bulgarien geborene Künstler gewann mit seinen spektakulären Aktionen und Inszenierungen weltweit großes Ansehen. Jüngstes Objekt waren die im vergangenen Jahr geschaffenen, wunderschönen „Floating Piers“ auf dem Lago D’Iseo, in Italien.

Untrennbar mit Christo verbunden ist seine Frau Jeanne-Claude. Sie war die Liebe seines Lebens und teilte seine Leidenschaft und die Hingabe zur Kunst. Wie er wurde auch sie am 13. Juni 1935 geboren, verstarb jedoch bereits im November 2009 in New York. Beide lernten sich 1958 in Paris kennen. Im Lauf ihres gemeinsamen Lebens entwickelten sie zahlreiche spektakuläre Projekte rund um den Globus. Fällt sein Name, wird auch immer der von Jeanne-Claude genannt, vereint in alle Ewigkeit.

Wichtig für ihn: Er ist KEIN Verpackungskünstler. Er verhüllt und gibt dem, was dann nur zu erahnen ist, damit eine ganz besondere Dimension. „Offenbaren durch Verbergen“, wie Kunstkritiker und Journalist David Bourdon es treffend beschreibt. Christos Karriere kam Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger Jahre in Paris in Fahrt. Erste Verhüllungsobjekte waren damals ganz gewöhnliche Alltagsgegenstände wie Dosen, Flaschen, Stühle – einfach alles, was er finden konnte. Ende der Sechziger Jahre wurden die verhüllten Objekte größer, das erste Gebäude, dass unter seinen Stoffbahnen verschwand, war die Kunsthalle Bern im Jahr 1968. Es folgten „The Umbrellas“, 1980-83, in Kalifornien und Japan, der verhüllte Reichstag in Berlin, 1995 oder „The Gates“, 2005, im Central Park, New York, um nur einige zu nennen.

Das Besondere an Christos & Jeanne-Claudes Oeuvre ist für mich die absolute Unabhängigkeit des Künstlers. Er legt Wert darauf, alles selbst zu finanzieren. Dies geschieht unter anderem durch die Verkäufe von Skizzen, Zeichnungen etc. Was nach Beendigung einer Aktion übrig bleibt, wird ebenso verkauft oder recycelt. Allem voran steht der Gedanke der Nachhaltigkeit.

Die Ausstellung zeigt einige Raritäten neben wunderbaren Fotografien, u. a. vom Berliner Reichstag, 1995, von Wolfgang Volz, der auch als Projektmanager für Christo tätig war. Aktionen wie der verhüllte Reichstag in Berlin waren und sind eine logistische Herausforderung. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits 1971, bis zur endgültigen Verhüllung 1995. Die Stoffe für seine Objekte werden übrigens in Deutschland hergestellt.

Das nächste Projekt, dass der Künstler in Planung hat, ist eine Mastaba. Standort Abu Dhabi. Sie soll sein Vermächtnis werden. Wer aber nicht bis zur Fertigstellung dessen warten will, dem empfehle ich einen Besuch in Riegel in der kunsthalle messmer. Der Südwesten Deutschlands lohnt sich immer, befindet er sich doch im Goldenen Dreieck mit der Schweiz und Frankreich – verbunden mit zahlreichen Museen, spektakulären Ausstellung und Vielem mehr.

Und für Picasso Fans wie mich, gibt es ab dem 24. Juni auch gleich die nächste großartige Ausstellung in der kunsthalle messmer: Picasso und die Frauen.

kunsthalle messmer
Grossherzog-Leopold-Platz 1
79359 Riegel am Kaiserstuhl
Tel.: +49 (0) 7642 / 92 01 62 – 0
info@kunsthallemessmer.de
Öffnungszeiten: Di. – So., 10.00 – 17.00 Uhr