Die Tate Modern würdigt, ein Jahrhundert nach ihrem Debüt, die bedeutendste amerikanische Künstlerin der Moderne mit der größten Ausstellung die jemals ausserhalb der USA in einer Retrospektive gezeigt wurde. Mit über 100 Gemälden und Fotografien wird ein umfassendes Bild ihres Œuvres gezeigt. Also, auf nach London, denn das, was es in der Tate zu entdecken gilt, ist unbedingt sehenswert!
Georgia O’Keeffe, Oriental Poppies 1927, Oil paint on canvas, 762 x 1016 mm. Frederick R. Weisman Art Museum at the University of Minnesota, Minneapolis © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/ DACS, London
Schon seit vielen Jahren begeistert mich die Malerei der amerikanischen Künstlerin Georgia O’Keeffe (1887-1986). Das erste Mal begegnete ich ihrem Werk in den späten 1980er Jahren in der Frankfurter Schirn. Ein kleines Gemälde aus der Zeit in Abiquiú, New Mexico, faszinierte mich vom ersten Augenblick an. In den folgenden Jahren beschäftigte ich mich intensiv mit ihrem Schaffen und ihrer Vita. Ich entdeckte einen Menschen der sich, trotz einiger signifikanter Einbrüche, kompromißlos und souverän seiner Kunst widmete. Und als einer ihrer größten Fans lasse ich es mir natürlich nicht entgehen, wenn ihre Werke irgendwo gezeigt werden.
Erste Bekanntheit erreichte sie 1916 durch eine Gruppenausstellung in der Galerie „291“ in New York. Deren Inhaber, Alfred Stieglitz, war nicht nur ein bedeutender Pionier der Fotografie, er wurde auch die Liebe ihres Lebens und späterer Ehemann. Stieglitz war der Einzige, der es zu jener Zeit wagte, moderne Künstler auszustellen. Ein Jahr später, 1917, folgte ihre erste Einzelausstellung, die allerdings nur drei Tage andauerte, da die USA in den Ersten Weltkrieg eintrat. Die Galerie wurde geschlossen. In jenem Jahr bat Stieglitz O’Keeffe darum, für ihn Modell zu stehen. Eine künstlerische Symbiose nahm ihren Lauf.
Ansel Adams (1902-1984) Georgia O’Keeffe in the Southwest, 1937. Photograph, gelatin silver print on paper 297 x 187 mm. Collection Center for Creative Photography, University of Arizona: Ansel Adams Archive © The Ansel Adams Publishing Rights Trust
Alfred Stieglitz (1864-1946) Georgia O’Keeffe, 1918. Photograph, palladium print on paper 243 x 192 mm. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles © The J. Paul Getty Trust
Obwohl Georgia O’Keeffe es abstritt, wurden vor allem ihre floralen Motive stets erotischen Bezügen zugeordnet. Eines ihrer Blumenbilder, das 1932 entstandene Gemälde Jimson Weed/White Flower No. 1 (unten links) wurde im November 2014 bei Sotheby’s für 44,4 Millionen Dollar versteigert. Damit ist sie die teuerste Malerin der Kunstgeschichte. Das Bild ziert auch den Katalog sowie das Ausstellungsplakat der Londoner Retrospektive.
Georgia O’Keeffe, Jimson Weed/White Flower No. 1 1932 Oil paint on canvas 48 x 40 inches Crystal Bridges Museum of American Art, Arkansas, USA Photography by Edward C. Robison III © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe, White Iris, 1930, Oil paint on canvas, 1016 x 762 mm. Virginia, Museum of Fine Arts, Gift of Mr and Mrs Bruce C. Gottwald © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Eine umfassende Sammlung ihrer Gemälde sowie Fotografien von Alfred Stieglitz, Ansel Adams und anderen zeichnen ein großartiges Bild vom Leben und Schaffen der Künstler. Die Ausstellung ist in folgende Bereiche unterteilt: Von ihren ersten Jahren und „291“, Abstraktionen und Gefühle, O’Keefe, Stieglitz und ihr Kreis, New Yorks Stadtlandschaften, Lake George, Blumen und Stillleben, New Mexico: Taos und Alcalde bis hin zu: Von der Ferne, nahebei: Die Skull Paintings.
Georgia O’Keeffe, Ranchos Church, New Mexico, 1930-1. Oil paint on canvas, 622 x 914 mm. Amon Carter Museum of American Art, Fort Worth, Texas © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe, From the Faraway, Nearby 1937. Oil paint on canvas, 914 x 1019 mm. The Metropolitan Museum of Art, New York. Alfred Stieglitz Collection, 1959 © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/ DACS, London. Photo: Malcom Varon © 2015. Image © The Metropolitan Museum of Art/ Art Resource/ Scala, Florence
Georgia O’Keeffe, My Front Yard, Summer 1941. Oil paint on canvas, 509 x 765 mm. Georgia O’Keeffe Museum, Gift of The Georgia O’Keeffe Foundation © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe,Black Mesa Landscape, New Mexico / Out Back of Marie’s II, 1930. Oil on canvas mounted on board 24 1/4 x 36 1/4 (61.6 x 92.1) Georgia O’Keeffe Museum. Gift of The Burnett Foundation © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/ DACS, London
Georgia O’Keeffe, Wall with Green Door, 1953. Oil paint on canvas, 762 x 1226 mm. National Gallery of Art, Washington, Corcoran Collection © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Ich liebe ihre klare Farben- und Formensprache, die schnörkellose und mich immer wieder tief beeindruckenden Kompositionen, mit der sie den Betrachter für ihre Werke einnimmt. Ob es die Blumenbilder sind oder ihre späteren Gemälde mit Tierschädeln, Landschaftsmotiven aus ihrer Wahlheimat New Mexico, die New Yorker Stadtbilder oder Wolkenkompositionen, die sie, inspiriert durch ihre Flugreisen, in ihren späteren Jahren mit dem Pinsel auf die Leinwand zauberte. Ihr Stil, angesiedelt zwischen Figürlichem und Abstraktion, ist zeitlos und schlicht und einfach umwerfend.
Georgia O’Keeffe, Black Cross with Stars and Blue, 1929. Oil paint on canvas, 1016 x 762 mm. Private collection © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/ DACS, London
Georgia O’Keeffe, New York Street with Moon, 1925. Oil paint on canvas, 1220 x 770 mm. Carmen Thyssen-Bornemisza Collection on loan at the Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/ DACS, London
Georgia O’Keeffe, Lake George Barns, 1926. Oil paint on canvas, 538 x 814 mm. Collection Walker Art Center, Minneapolis. Gift of the T.B. Walker Foundation, 1954 © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Es ist schade, dass so wenig über weibliche Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts bekannt ist. Umso bedeutender ist diese Ausstellung, wunderbar kuratiert von Tanya Barson, die einen tief in das Werk dieser großartigen Malerin eintauchen lässt. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auch in O’Keeffes Biographie einzulesen. Diese beeindruckende Frau war ihrer Zeit um Lichtjahre voraus. In jeder Beziehung.
Georgia O’Keeffe, Pedernal, 1945. Pastel on paper, 546 x 1099 mm, Georgia O’Keeffe Museum, Gift of The Burnett Foundation © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe, Music – Pink and Blue No. 1 1918, Oil paint on canvas, 889 x 737 mm, Collection of Barney A. Ebsworth. Partial and Promised gift to Seattle Art Museum © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe, Sky with Flat White Cloud, 1962. Oil paint on canvas, 1524 x 2032 mm, National Gallery of Art, Washington, Alfred Stieglitz Collection, Bequest of Georgia O’Keeffe © 2016 Georgia O’Keeffe Museum/DACS, London
Georgia O’Keeffe, vom 6. Juli bis 30. Oktober 2016
Tate Modern
Bankside, London, SE1 9TG
Tel.: 0044 / 20 / 7887 8888
Öffnungszeiten:
So. bis Do. von 10.00 bis 18.00 Uhr
Fr. und Sa. von 10.00 bis 22.00 Uhr
Wie man zur Tate kommt, sieht man hier. Ich empfehle, je nachdem, wo man logiert, einen Spaziergang entlang des Themse-Ufers zu machen. Und wenn man schon vor Ort ist, dann sollte man sich unbedingt die Zeit nehmen und auch die anderen Galerien sowie den Rundgang im Switch-House, im zehnten Stock, mit herrlichem Blick über London, erkunden. Es lohnt sich!
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