Neuland: Jose Dávila. Die Feder und der Elefant, in der Hamburger Kunsthalle

Vom 2. Juni 2017 bis zum 3. Juni 2018

Nach Haegue Yang ist der mexikanische Künstler Jose Dávila (geb. 1974, in Guadalajara) der Zweite, der eine ganzjährige Ausstellung in der Galerie der Gegenwart mit seinen Skulpturen und Installationen bestückt. „Neuland“ ist ein Ausstellungsformat der Hamburger Kunsthalle, dass es Künstlern ermöglicht, ihre Werke mit Hintergrund globaler Veränderungen über einen langen Zeitraum zu präsentieren. Die ausgestellten Werke werden eigens dafür konzipiert, so auch die sieben Exponate Dávilas, der übrigens das erste Mal in Deutschland ausstellt.

Zu seinen bevorzugten Materialen zählen alle Arten von Glas, von Plexi- bis Spiegelglas, für ihn ein absolut zeitgemäßes Material, als auch Marmor. Für die Exponate in der Hamburger Kunsthalle wurde nicht nur die Architektur des Hauses berücksichtigt und die Installationen auf die Gegebenheiten der Räume abgestimmt, auch einige der verwendeten Materialien kommen aus dem Hamburger Umland sowie aus Mexiko. Steine und deren organische Struktur haben für den Künstler eine ganz besondere Bedeutung. Was sich ein bisschen wie der berühmte „Rote Faden“ durch die Ausstellung zieht, sind die Befestigungen seiner teils doch sehr fragilen Installationen: Es sind Gurtbänder, in Gelb und Rot, die eigens für Dávila angefertigt werden, und die seinen Werken eine gewisse Komplexität verleihen.

Was mich begeistert hat, dass sind die Transparenz und Leichtigkeit, die bereits erwähnte Fragilität sowie die Diversität, die einem die Exponate in den lichtdurchfluteten Räumen immer wieder neu entdecken und erleben lassen – wie auch durch den Titel der Ausstellung „Die Feder und der Elefant“ deutlich wird. Man darf auch gespannt sein, wie sich die Lichtverhältnisse und die Reflexionen im Lauf eines Jahres bei der Betrachtung verändern. Ich freue mich darauf und werde bei meinen künftigen Besuchen immer wieder dort vorbeischauen.

Jose Dávila ist ein Künstler, der es wert ist entdeckt zu werden. Nach seinem Architekturstudium belegte er Kurse für Skulptur und Fotografie. So ist es nicht verwunderlich, dass in seinen Arbeiten spielerische Reflexionen, kritische Kommentare und offene Hommagen an die Kunst- und Architektur-Avantgarde des 20. Jahrhunderts zu erkennen sind. Zu deren namhaften Vertretern gehören u. a. Größen wie Richard Serra, Donald Judd oder Dan Flavin.

Ausgewählte Objekte wie das größte der Exponate „The riddles have been unriddled“, mit den gelben Spanngurten, verbleiben als Dauerleihgabe im Besitz der Hamburger Kunsthalle.

Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg
Tel. +49(0)40-428131-200

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag von 10.00 bis 21.00 Uhr
Montags geschlossen

Vollkommenheit in Form und Farbe: Max Pechstein im Bucerius Kunst Forum, Hamburg

 

Mitten in der Stadt, neben Hamburgs schönem Rathaus, liegt das Bucerius Kunst Forum. Dieses zeigt seit dem 20. Mai 2017 die beeindruckende Ausstellung: „Max Pechstein. Künstler der Moderne“. Bis zum 3. September sind dort Werke verschiedener Schaffensphasen des Malers zu sehen. Das ehemalige „Brücke“-Mitglied ist den Expressionisten zuzurechnen, wobei sich auch Einflüsse anderer Kunstrichtungen in seinen Bildern erkennen lassen – wie es in einigen Exponaten spürbar ist. Meines Erachtens zeigen sich Ähnlichkeiten mit Henri Matisse, André Derain und Paul Gauguin, was Rückschlüsse auf seine Zeit in Paris schließen lässt, in Formensprache, Ausdruck sowie der berauschenden Farbigkeit.

Erstmals wird dem Schaffen Hermann Max Pechsteins (1881-1955) eine Einzelschau in Hamburg gewidmet. Sie würdigt den Künstler als wegweisenden Vertreter der Moderne und lässt sein vielschichtiges Werk vor dem Hintergrund unterschiedlicher biografischer und geografischer Schwerpunkte neu aufleben. Dargestellt in fünf chronologisch geordneten Kapiteln ist zu sehen, wie sich Pechsteins Stil mit jeder Station verändert und weiterentwickelt: Von Paris, Berlin und Dresden, Nidden auf der Kurischen Nehrung über Monterosso (Italien), Palau (Südsee) sowie Leba und Rowe in Ostpommern.

1906 lernte er in Dresden Erich Heckel kennen und schließt sich im selben Jahr der Künstlervereinigung „Die Brücke“ an. Obwohl Pechstein 1912 wegen nicht eingehaltener Absprachen bzgl. gemeinsamer Ausstellungen aus dieser Vereinigung ausgeschlossen wurde, war ihr Einfluss in seinem Werk noch lange danach spürbar.

Über die motivische Prägung unterschiedlicher Lebensmittelpunkte macht die Ausstellung deutlich, wie der Künstler wichtige Strömungen und Neuerungen in der Malerei erspürte und sie in seinem Werk verarbeitete.

Die über 70 Werke vermitteln, wunderschön in Szene gesetzt, einen Einblick in alle signifikanten Werkgruppen und Schaffensperioden Pechsteins von 1906 bis 1932. Präsentiert werden neben einer Vielzahl seiner beeindruckenden und farbenfrohen Gemälde auch Druckgraphiken, Zeichnungen, Aquarelle und Holzschnitte:

Es ist eine Ausstellung, die sich auf jeden Fall lohnt. Auch gerne ein zweites Mal. Sie ist, wie fast immer in diesem kleinen, exquisiten Museum auf den Punkt kuratiert. Der Besucher erfährt viel über den Maler und dessen Leben und erfreut sich mit Sicherheit an der Schönheit der Bilder in ihren kräftigen, leuchtenden Farben und den zauberhaften kleinen Aquarellen, die in teils pastelliger Farbigkeit begeistern. Für mich war es ein Besuch mit Gute-Laune-Faktor. Und es sind nicht wenige der gezeigten Werke, die ich auch gerne bei mir aufhängen würde. Hier einige meiner Lieblinge:

Max Pechstein. Künstler der Moderne
20. Mai bis 3. September 2017 

Bucerius Kunst Forum
Rathausmarkt 2
20095 Hamburg
Telefon: +49 (0) 40 / 36 09 96 0

Geöffnet: Täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr