Als Kunstsüchtige schaue ich immer mal gerne auf die Webseiten großer Auktionshäuser. Allerdings weniger um zu kaufen, eher um mich an den dort gezeigten Werken zu erfreuen. Man kann neue Künstler entdecken und erfährt vieles über ihre Bilder, Skulpturen etc., schließlich lernt man nie aus. So kam es auch, dass ich über einen Freund auf Auctionata, ein Berliner Online-Kunst- und Auktionshaus gestossen bin. Das junge Unternehmen mischt seit 2012 im Markt mit und ist steil auf dem Weg nach oben. Im Mai 2016 kam die Fusion mit Paddle 8, einem amerikanischen Auktionshaus mit Sitz in New York.
Doch was geschieht eigentlich hinter den Kulissen? Wie kommen die Objekte dorthin? Wer ist für was verantwortlich und überhaupt… Da ich bei einer kleinen Lithographie selbst schwach geworden bin, machte ich mich also auf den Weg nach Berlin, um mein Objekt abzuholen und um dort einmal hinter die Kulissen zu schauen.
In einem schönen Rotklinkerbau in der Franklinstraße residiert das Unternehmen. Junge und gut gelaunte Mitarbeiter schwirren durch die Gänge, an den Wänden u.a. Bilder versteigerter Objekte. Wie ich von Alice Hinrichs aus der Pressestelle erfahre, sind es jedoch nicht meine geliebten Gemälde, die dort die Nase im Auktionssegment vorn haben sondern vor allem seltene Asiatika, Luxusautos und -uhren. Hinter verschlossenen Türen sitzen diverse Departments, die sich um die jeweiligen Bereiche kümmern, u.a. auch darum, was letztendlich in den Verkauf kommt. Von rund 180 Anfragen täglich kommen nur etwa 30 Prozent der angebotenen Artikel in die engere Wahl für den Online Verkauf. Diese werden von rund 400 Experten weltweit geprüft, geschätzt und mit dem Anbieter ein Start- bzw. Verkaufspreis erarbeitet. Es folgt die Katalogisierung, das Fotoshooting, schließlich will der Kunde, der am Computer sitzt, das Werk auch mit allen wichtigen Details sehen…
…und schließlich die Beschreibung für die Auktion und den Katalog. In hellen lichten Räumen sitzen Kunsthistoriker und Redakteure hinter ihren Bildschirmen inmitten von Büchern über allerlei Wissenswertes im Bereich von Kunst- und Luxusartikeln. Ich komme mir vor wie im Schlaraffenland. Überall Artefakte, Gemälde und mehr. Interessenten bleiben über den Newsletter sowie die Website auf dem Laufenden und können sich dann für Auktionen anmelden. Wer will, hat die Möglichkeit, vor Ort dabei zu sein, aber im medialen Zeitalter ist es, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, auch sehr spannend, das Geschehen live am Bildschirm zu verfolgen. Vor allem dann, wenn man selbst mitbietet. Auf internationaler Ebene wird rund zehn Stunden täglich versteigert. In Deutschland geschieht dies in zwei Filmstudios nahe Berlin, vier HD Kameras garantieren die bestmögliche Darstellung des Objekts. Wie das Ganze vonstatten geht, ist hier zu sehen, beim teuersten Objekt, das im Juni 2015 bei Auctionata bislang versteigert wurde: Eine Kaiserliche Chinesische Automatenuhr, wechselte in einer großen internationalen Auktion für 3,370.000 Euro den Besitzer. Doch nicht nur im TV-Studio kommen die Dinge unter den Hammer. Wie ich erfahre, können Luxusautos auch mal im Rahmen eines abendlichen Events an speziellen Locations oder wie jüngst, wertvolles Porzellan von KPM, direkt aus der Manufaktur in Berlin versteigert werden. Dank Splitscreen ist der Zuschauer / Interessent an beiden Orten gleichzeitig live dabei, kann das Wunschobjekt in Augenschein nehmen und bieten.
Ich will natürlich auch wissen, was die kuriosesten Objekte waren, die bei Auctionata versteigert wurden und staune nicht schlecht, als ich höre, dass dies ein Raumanzug für Hunde!!! war. Der kam aus einer Sammlung von Memorabilia aus der sowjetischen Raumfahrtgeschichte und wurde für satte 16.800 € an den Mann gebracht.

Ebenfalls aussergewöhnlich war die Auktion eines überdimensionalen, noch intakten Eis des inzwischen ausgestorbenen Elefantenvogels. Erstaunlich, wofür Sammler ihr Geld ausgeben. Aber wenn es denjenigen glücklich macht, dann ist alles so, wie es sein soll.

Schätzungen sind für Interessenten, die etwas zu verkaufen haben, kostenfrei. Der Gewinn eines Auktionshauses errechnet sich durch das Käuferaufgeld, das mit dem Erwerb eines Objektes anfällt. Das war bei meiner Lithografie zwar nicht so hoch wie bei der chinesischen Uhr, aber die Freude darüber ist bei beiden Bietern wohl gleich.
Ich werde also meiner Kunst treu bleiben und mich weiterhin auf der Website von Auctionata und anderen tummeln, das Vorgestellte genießen und vielleicht, wenn’s passt, auch wieder einmal zuschlagen.
Auctionata AG
Franklinstraße 13
10587 Berlin
Nachtrag: Wie einige vielleicht gelesen haben, musste das Auktionshaus im April 2017 Insolvenz anmelden. Schade, wie ich finde, denn ich habe dort sehr zuvorkommende und engagierte Mitarbeiter gesehen, denen ich von Herzen wüsche, dass sie ihre tolle Arbeit bei einem anderen Auktionshaus fortsetzen können.
Spannend! 🙂
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